19. November 2025

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Orhan Akman

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mein Name ist Orhan Akman. Ich bin seit 1996 aktives Gewerkschaftsmitglied, und seit Ende 2002 arbeite ich als politischer Gewerkschaftssekretär bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Von 2019 bis 2023 war ich ver.di-Bundesfachgruppenleiter für Einzel- und Versandhandel.

In unserer Gewerkschaft herrscht seit Jahren ein politischer Konflikt um den richtigen Kurs unserer Gewerkschaft. Während der Bundesvorstand mit allen Mitteln versucht, diesen Richtungskampf zu personalisieren und mich mit arbeitsrechtlichen Mitteln zum Schweigen zu bringen und abzustrafen, geht es mir darum, den politischen Kurs unserer Gewerkschaft zu ändern, damit wir sie aus der tiefgreifenden Krise herausführen können.

Erst im April 2025 forderte ver.di mich auf, meine Ärzte von der Schweigepflicht zu entbinden. Weil ich das ablehnte, hat ver.di zunächst wesentliche Teile meines Entgeltes gekürzt und ab Juni 2025 Entgeltzahlung komplett eingestellt. Dagegen klage ich vor dem Berliner Arbeitsgericht.

Im Oktober 2025 informierte ich den ver.di-Gewerkschaftsrat darüber, dass ich auf dem nächsten Bundeskongress unserer Gewerkschaft im September 2027 erneut für den Bundesvorstand kandidieren werde. Es verging keine Woche, bis ich erneut gekündigt wurde. Diesmal wirft ver.di mir Arbeitszeitbetrug vor. Am 28. und 29. Oktober 2025 kündigte ver.di mir gleich zweifach fristlos! Das ist die fünfte Kündigung seit Sommer 2022. Natürlich werde ich gegen diese Kündigungen gerichtlich vorgehen.

Bereits beim Bundeskongress im September 2023 habe ich mich um ein Mandat im ver.di-Bundesvorstand beworben und bin dabei von rund einem Viertel der Delegierten unterstützt worden. Auch wenn dieses Ergebnis nicht für meine Wahl in den Bundesvorstand gereicht hat, war dies ein deutlicher Achtungserfolg, für den ich mich herzlich bedanke!

Meine damalige Kandidatur, die ich im Frühjahr 2022 angekündigt hatte, löste in der Führungsebene unserer Gewerkschaft wütende Reaktionen aus. Ende August 2022 berief mich der Bundesvorstand meiner Gewerkschaft als Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel ab, anschließend wurde ich von der Arbeit freigestellt und mehrfach fristlos gekündigt – obwohl ich seit 1996 aktiv als Mitglied in den Gewerkschaften kämpfe, davon mehr als 23 Jahre als hauptamtlicher politischer Gewerkschaftssekretär bei ver.di.

Gegen diese willkürlichen Kündigungen habe ich mich rechtlich, aber auch mit der Unterstützung und Solidarität von vielen hundert Kolleginnen und Kollegen politisch gewehrt!

Am 13. Dezember 2022 fand vor dem Berliner Arbeitsgericht der Kammertermin statt. Das Gericht hat meiner Klage stattgegeben und festgestellt, dass die fristlosen Kündigungen durch den ver.di-Bundesvorstand unzulässig und unrechtmäßig waren. Gegen dieses eindeutige Gerichtsurteil hat der ver.di-Bundesvorstandes am 27. Dezember 2022 Berufung eingelegt und noch am selben Tag diese Berufung zurückgezogen. Doch am 19. Januar 2023 hat derselbe ver.di-Bundesvorstand erneut Berufung beim Landesarbeitsgericht (LAG) Berlin-Brandenburg eingelegt.

Anstatt die richtigen Konsequenzen aus der erstinstanzlichen Gerichtsentscheidung zu ziehen, hatte der Bundesvorstand den gewerkschaftspolitischen Konflikt also fortgesetzt. Bei der Verhandlung vor dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg am 5. Juli 2023 betonte dann aber auch die Vorsitzende Richterin in ihrer Zusammenfassung über die Sachlage, dass es für die Kündigungen keine hinreichenden Anhaltspunkte oder gar Beweise gegeben habe. Angesichts dieser klar formulierten Tendenz hat ver.di kurz vor der Urteilsverkündigung die eigene Berufung zurückgezogen. Die Entscheidung des Arbeitsgerichts ist somit rechtskräftig, die Kündigungen aus 2022 sind unwirksam. Trotzdem hindert mich der ver.di-Bundesvorstand immer noch daran, meine Arbeit im Fachbereich Handel fortsetzen.

Als Gewerkschaft haben wir ganz andere Sorgen und Herausforderungen, als uns in jahrelangen Rechtsstreitigkeiten zu verzetteln. Denn eines ist mehr als 24 Jahre nach der Gründung unserer Gewerkschaft klar: ver.di befindet sich in einer tiefgreifenden Krise. Es ist eine Krise der Mitgliederentwicklung und in der Folge eine Krise der rückläufigen Mitgliedsbeiträge und somit der Handlungsfähigkeit, eine tarifpolitische und insgesamt eine politische Krise. Hinzu kommt eine organisationspolitische Entwicklung, in der das beitragszahlende Mitglied immer mehr entmachtet wird und sich in der eigenen Gewerkschaft immer weniger wiederfindet. ver.di als Apparat und die Mitglieder unserer Gewerkschaft entfremden sich immer mehr voneinander.

Dagegen ist eine grundlegende Änderung der Ausrichtung unserer Gewerkschaft nötig, um wieder Organisationsmacht, betriebliche und politische Durchsetzungs- und Gestaltungsmacht sowie gesellschaftliche Relevanz zu gewinnen. Gelingt uns das nicht, verschwinden wir letztlich in der Bedeutungslosigkeit. Das hätte verheerende Auswirkungen auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten, nicht nur im Dienstleistungsbereich.

Ich möchte mit meiner Erfahrung, meiner Überzeugung, meinem Wissen und meinen Ideen dazu beitragen, diese Änderung der Ausrichtung einzuleiten. Da es mir bislang jedoch unmöglich gemacht wird, die notwendigen Diskussionen innerhalb unserer Strukturen zu führen, habe ich diese Homepage ins Leben gerufen, um meine Positionen und Vorschläge darzustellen.

Ich lade dazu ein, gemeinsam, solidarisch und kollegial Wege für eine starke Gewerkschaft zu diskutieren und Lösungen zu suchen.

Auch weiterhin stehe ich Euch für Fragen, Kommentare, Anregungen und Meinungsaustausch zur Verfügung! Bitte nutzt dazu das Kontaktformular.